Im letzten Kurs kam eine Frage bezüglich „vom Aufräumen überfordert sein“. Wir hatten darüber gesprochen, dass wir uns unseren Stress selbst machen. Dass wir keinen Stress ‚haben‘ sondern uns Stress ‚machen‘. Und genau da kam das mit dem Aufräumen:
Folgendes Szenario hat jeder in der ein oder anderen Weise schon erlebt. Sei es, wenn es ums aufräumen geht oder ein längst fälliges Projekt, das endlich zum Abschluss gebracht werden soll. Man hat sich ganz fest vorgenommen anzufangen oder weiterzumachen. Dann steht oder sitzt man vor der Arbeit und dann fangen die Gedanken an zu kreisen. „Wo soll ich nur anfangen“, „Das ist so viel“, „Das schaffe ich nie“ – diese Gedanken führen natürlich dazu, dass wie gelähmt ist. Oder man hat solche Gedanken: „Warum muss ich das immer machen?“, „Ist doch nicht zu viel verlangt, dass xy das auch mal macht“, „Immer bin ich die blöde“ – diese Gedanken führen zu Wut.
Würden wir jemanden anderen dabei beobachten, könnten wir leicht sehen, dass nicht die Aufgabe das Problem ist. Von außen betrachtet, ist ganz klar, dass wir mit A anfangen, dann mit B weitermachen. Im Grunde weiß auch jeder genau, wie wir mit solchen Aufgaben umgehen müssen. Eines nach dem anderen. Manchmal hilft es, sich auch den Wecker auf fünf Minuten zu stellen und danach eine Pause zu machen. Es kommt darauf an um welche Art Aufgabe es sich handelt. Wir wissen das. Und bei den meisten Sachen machen wir das auch ohne zu überlegen.
Aber dann gibt es da diese Dinge, denen wir das Etikett „wichtig“ angehängt haben. Und dann fangen wir an eine Geschichte zu erzählen. Warum es so wichtig ist. Warum wir nicht versagen dürfen. Was andere über uns denken könnten. Warum wir das überhaupt tun müssen. Eine Geschichte, die manchmal in der Steinzeit anfängt und 100 Jahre nach unserem Ableben aufhört. Klar – wenn ich mir so eine Geschichte erzähle bin ich wie gelähmt. Zum einen braucht es ganz schön Energie die Geschichte zusammen zu spinnen, zum anderen kommen diese ganzen hinderlichen Gefühle, die auch Energie kosten.
Und die Lösung: Hinschauen! Genau hinschauen, die Geschichte in all ihren Details sehen und fragen: Ist das wirklich alles wahr? Oder könnte es auch anders sein. Denn meistens hören wir bei „XY denkt, dass ich eine schlechte Person bin“ auf. Es ist aber gar nicht das sondern, das „und das bedeutet“, das uns lähmt. Was andere denken können wir eh nicht beeinflussen. Und vielleicht denkt XY ich bin eine schlechte Person, gerade weil ich aufgeräumt habe. Das ist nicht so wichtig. Es ist die Bedeutung, die wir dem ganzen geben. „Es bedeutet, dass sie mich nicht mehr mag und ich dann ganz alleine bin“. Wirklich? Bin ich wirklich ganz alleine, nur wenn diese eine Person mich nicht mehr mag? Es geht also darum, dass ich Angst davor habe, nicht gemocht zu werden. Und das hat gar nichts mit Aufräumen zu tun.
Sobald ich sehe, dass die Aufgabe und meine Geschichte nichts mit einander zu tun haben, kann ich die Geschichte loslassen und bin frei zu tun, was eben gerade getan werden will. Und das kann dann auch eine bewusste Entscheidung für die Couch sein. Aber dann nicht mehr aus der Lähmung, sondern weil es eben doch nicht so wichtig war das jetzt sofort zu erledigen.
Schreibt doch in einem Kommentar, wo ihr schon gesehen habt, dass es nicht die Aufgabe an sich, sondern nur die Gedanken waren.