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Heute möchte ich zu einem Experiment einladen. Die Bedingungen sind ganz einfach: 24 Stunden nicht über die Vergangenheit reden.

Das tatsächlich durchzuhalten ist deutlich schwieriger als man denkt. Denn wir beziehen uns ganz oft auf etwas, das vergangen ist. „Aber letztes Mal hast du doch…“. „Hast du nicht gestern gesagt, dass…“. „Mein Vater hat immer…“. „Jeds Mal, wenn…“. Und auch Sätze wie „Ich kann das nicht mehr hören!“ sind ein Bezug zur Vergangenheit. Damit fallen auch Wörter wie „immer“, „dauernd“ und „wie oft“ einfach weg. Ja – auch da geht es um die Vergangenheit.

Wir verbringen ganz schön viel Zeit in der Vergangenheit. Und das, obwohl sie schon längst vergangen ist. Das Problem ist, dass wir dadurch automatisch das was gerade in diesem Moment geschieht wie durch einen Filter sehen. Leider meistens kein rosa-roter, sondern eher ein grauer oder schwarzer. Kann das wirklich gut gehen? Eher nicht. Durch diesen Filter sind wir voreingenommen und es ist viel wahrscheinlicher, dass wir in automatisierter Weise – gewohnheitsmäßig – reagieren. Anstatt aus neuen Gedanken heraus zu kreieren. Etwas Neues zu schaffen ist nämlich nur möglich, wenn wir aus unseren Gewohnheiten ausbrechen. Und das funktioniert nicht, wenn wir uns ständig die Vergangenheit wie einen Filter vor die Nase halten.

Probiert einfach mal aus, was sich verändert, wenn ihr versucht alles Vergangene außen vor zu lassen. Vielleicht entsteht eine ganz neue Zukunft?

Auch wenn ich schon lange keine „Guten Vorsätze“ mehr überlege und sie verfolge hat der Jahreswechsel doch einen gewissen Reiz. Das Datum ist natürlich von uns Menschen willkürlich festgelegt. Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass ab einem gewissen Punkt die Erde eine neue Runde um die Sonne dreht. Gelegentlich innezuhalten und zu reflektieren, finde ich ein schönes Ritual. Wenn ich dann dabei entdecke, dass ich bestimmte Dinge gerne anders hätte, dann bietet das die Gelegenheit eine neue Richtung einzuschlagen. Letztendlich ist es egal ob das zu Beginn des neuen Kalenderjahres, Lebensjahres, Schuljahres oder sonstigen Jahres ist. Es ist auch nicht verboten das mehrmals im Jahr zu machen. Der Jahreswechsel bietet sich dennoch irgendwie an – schon, weil viele ein paar Tage Urlaub haben und nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich mal zur Ruhe kommen.

Für mich stellt sich jedes Mal eine ganz besondere Begeisterung ein, wenn ich mich für ein bestimmtes Projekt entschieden habe. Mit Projekt meine ich etwas, das nicht an einem Tag erledigt werden kann – oder wenn dann nur, wenn ich mir den ganzen Tag dafür reserviere. Irgendwelche Ideen, was ich machen könnte, habe ich immer wieder. Doch die Dinge, die etwas Planung benötigen, die haben für mich diesen Zauber. Meistens weiß ich noch nicht, was im Detail auf mich zukommt. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel entschieden unserer Tochter ein Hochbett zu bauen. Die Grundidee mit Regalen drunter war recht schnell klar. Alles andere durfte sich entwickeln. Tatsächlich ist das Bett immer noch nicht ganz fertig. Es fehlen noch ein paar Kleinigkeiten. Aber es ist benutzbar und sieht ziemlich cool aus – nämlich wie eine Burg.

Diese „ich weiß in welche Richtung ich möchte, aber ich kenne den Weg noch nicht“ – das ist für mich, was den Zauber ausmacht. Viel zu oft machen wir das kaputt, weil wir denken, wir bräuchten den perfekt Plan und müssten alles wissen. Ich glaube, wenn wir uns mehr auf diese kindliche Begeisterung einlassen und sich Dinge entfalten lassen, dann haben wir viel mehr Spaß und es kommen oft viel tollere Sachen raus als erwartet.

Vor zwei Wochen hat unsere Katze uns einen großen Schrecken eingejagt. Sie hat nicht mehr gefressen und getrunken. Bei einer jungen Katze ist das kein Problem. Wenn die sich mal den Magen verdorben hat, schaden zwei Tage fasten nicht. Unsere Katze ist aber schon über 18 Jahre alt und wegen ihrer Schilddrüsenüberfunktion – trotz Medikamenten – sehr dünn. Natürlich sind wir zum Tierarzt und es gab Infusion und eine Aufbauspritze. Dann hieß es abwarten, ob sie wieder anfängt zu fressen. An dem Tag ging es mir überhaupt nicht gut – wie man sich denken kann. Ein Tier, das einen fast 20 Jahre begleitet hat, ist ein Teil der Familie geworden. Dementsprechend konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie wirklich jetzt sterben würde. Der Gedanke daran brachte mich jedes Mal zum Weinen. Laut Tierarzt standen die Chancen 50:50 und mit meinem Mann sprach ich also darüber, was denn jetzt tatsächlich noch sinnvoll ist. Wir waren uns einig, dass wir versuchen ihr zu helfen, aber sie gehen lassen würden, wenn die Behandlung nicht innerhalb der nächsten Tage zu einer Besserung führt. Die Katze hatte bis zu diesem Zeitpunkt ein langes und schönes Leben gehabt und wir wollten nicht, dass sie ihre letzten Tage dann leidet.

Als dieser Plan feststand merkte ich, wie ich entspannte. Ich war sehr dankbar, dass ich die Chance hatte, noch Zeit mit meinem geliebten Haustier zu verbringen. Dass es mir also möglich war, nochmal ganz bewusst mit ihr zu kuscheln, ihr Schnurren zu hören. Ich dachte an all die schönen Momente, den Spaß, den wir hatten. Wieviel Freude und lachen sie in mein Leben gebracht hat. Mir war klar, dass ich nicht einfach so aufgeben würde, aber ich würde auch nicht verzweifelt ihr Leben versuchen zu verlängern, nur weil ich sie dann vermissen würde.

Was mir auch geholfen hat war meine Tochter. Auch sie wurde etwas traurig, dass Lucy vielleicht bald nicht mehr da sein würde. Aber Kinder sehen das alles noch pragmatischer. Meine Tochter hätte gerne junge Katzen, weil sie mit denen mehr spielen kann. Solang aber Lucy noch lebt, zieht keine weitere Katze ein. Das haben wir einmal probiert und es ging sowas von schief, dass ich es der alten Katze nicht noch einmal zumuten möchte. Meine Tochter ist viel mehr auf das Positive fokussiert – nämlich, dass dann zwei Katzenkinder bei uns einziehen werden. Deswegen findet sie es nicht schlimm, wenn Lucy stirbt. Sie weiß, dass Menschen und Tiere sterben (dank Yoda Vogelschreck hatten wir genug tote Mäuse und Vögel auf unserer Terrasse) und sie macht noch kein Drama daraus. Sie hat ihre eigene Art damit umzugehen und hat es mit ihren Kuscheltieren nachgespielt, dass die Katze vielleicht stirbt. Das hat mich erst sehr irritiert bis ich erkannte, dass das eben ihre Art ist das zu verarbeiten. Ich glaube, wir können da viel von Kindern lernen. Es kommt immer wieder vor, dass unsere Tochter sagt „Ich vermisse Yoda“ (das ist die Katze, die wir dazu geholt hatten, aber leider wieder abgeben mussten.). Das ist für sie aber nicht schlimm. Sie sagt es, wenn sie mal an Yoda erinnert wird. Und dann hat sie wieder einen anderen Gedanken und das Vermissen ist wieder weg. Genau so wird es auch mit Lucy sein. Und genau so sollte es auch für uns Erwachsene sein. Es ist okay, dass wir jemanden vermissen und dass wir dann auch mal traurig sind. Solange wir da kein Drama daraus machen und uns in der Geschichte verheddern, geht dieses Gefühl ganz natürlich wieder vorbei. Mit dem nächsten Gedanken der kommt.

PS: Die Katze hat sich erstmal wieder berappelt. Wir müssen sie weiterhin genau beobachten, aber zumindest aktuell scheint sie sich gegen das Sterben entschieden zu haben.

In einem der letzten Podcasts habe ich meine Gedanken geteilt, wozu wir Meditation brauchen. Da aber nicht jeder Podcasts hört, gibt es jetzt auch ein paar geschriebene Worte zu dem Thema.

Als ich anfing Meditation zu lernen, war das einfach ein Versuch etwas gegen meinen Stress zu tun. Das hat auch sehr gut funktioniert. Inzwischen – nach vielen Stunden Meditation und noch viel mehr Dingen, die ich lernen durfte – verstehe ich besser, warum es mir geholfen hat.

Ein Aspekt bei der Meditation ist, dass wir lernen können, unsere Gedanken nicht so ernst zu nehmen. Wie oft haben wir Gedanken der Art „Oh – ich muss unbedingt noch…“ und gleich rennen wir los. Wenn wir uns aber vorgenommen haben zu meditieren, dann lernen wir, dass wir eben nicht sofort losrennen brauchen, sondern dass wir warten können. Auf eine faszinierende Art, verallgemeinert unser Gehirn gelerntes. Das bedeutet, dass wir nicht mehr nur während der Meditation nicht mehr sofort reagieren, sondern auch in anderen Situationen. Je mehr Übung, desto mehr lässt sich dieser Effekt beobachten und desto breiter funktioniert er. Das ist das eine, warum Meditation unser Leben ruhiger macht.

Der andere Aspekt ist – wir nehmen uns regelmäßig eine Auszeit. Unsere modernen Leben sind von morgens bis abends vollgepackt. Gerne fällt dabei auch die Selbstfürsorge den vielen Terminen und To-Dos zum Opfer. Was nicht gesund ist. Weder für unseren Körper noch für unseren Geist. Da Meditation immer mehr zum Trend wird, können wir uns damit eine ganz offizielle und „angesehene“ Paus gönnen. Das ist viel wert! Viel mehr als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Unser Geist (Kopf) braucht regelmäßige Pausen, sonst kann er nicht mehr richtig arbeiten. Natürlich könnten wir die auch anders haben, doch vielen fällt es leichter, wenn sie einen „Termin“ im Kalender haben. Wenn das dann die Meditation ist, dann ist es letztendlich sogar doppelt hilfreich. Also – Mut zur meditativen Pause!

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